CDU Stadtverband Jever

Stellungnahme zum Johann-Ahlers-Haus

Redebeitrag des Fraktionsvorsitzenden Matthias Bollmeyer im Stadtrat

Frau Vorsitzende,
Frau Bürgermeisterin,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
ich darf Ihnen im Namen der CDU-Fraktion mitteilen, dass wir uns dem Beschlussvorschlag des Planungsausschusses nicht anschließen werden.
Ich habe hier in der vorletzten Ratssitzung am 27. September 2012 deutlich gemacht, dass wir die grundsätzlichen Bedenken bezüglich des derzeitigen Johann-Ahlers-Hauses mittragen. Ich habe damals aber auch deutlich gesagt, dass sich die jeversche CDU nicht vorstellen kann, eigene Haushaltsmittel für einen Neubau bereitzustellen. Wir befinden uns inzwischen in einem galoppierenden Verfahren, das mit der Einwerbung von Zuschüssen begründet wird. Die andere Seite, dass wir inzwischen schon über höhere Kosten sprechen, Baukosten im Regelfall bis zur endgültigen Fertigstellung eines Projekts weiter ansteigen und damit der eigene Anteil der Stadt Jever immer größer wird, wird unseres Erachtens vernachlässigt.
Teile der öffentlichen Reaktionen bestätigen im Übrigen unsere Auffassung, dass die Diskussion um die konzeptionelle Nutzung der Räumlichkeiten sowie die damit zusammenhängende Finanzierungslage noch keine Beschlussreife erreicht hat. Ein Neubau in der jetzt angedachten Art gibt dem Umfeld Schlossplatz und Alter Markt eine gänzlich andere Prägung.

Fraktionsvorsitzender Matthias Bollmeyer.Fraktionsvorsitzender Matthias Bollmeyer.

Ich möchte in diesem Zusammenhang kurz daran erinnern, wie das jetzige Johann-Ahlers-Haus überhaupt an seinen heutigen Standort gelangt ist: Nachdem 1959 die Stadtkirche abgebrannt war, verlegte man über Jahre den Wochenmarkt von der Kirche auf den Platz vor dem jetzigen Johann-Ahlers-Haus. Auf der anderen Straßenseite befand sich damals noch der ZOB. Der Standort mit Bürgerbegegnungsstätte hatte also seine Berechtigung an diesem Platz. Das ursprüngliche Gebäude mit Glasfassaden auf den Längsseiten war transparent, wurde dann aber über Jahrzehnte in seiner Optik verändert. Ich denke, auch wir sollten bereit sein, in unserer Zeit flexibel auf veränderte Situationen einzugehen.
Der Jeverländische Altertums- und Heimatverein hat in seiner Presseerklärung kürzlich darauf hingewiesen, dass die Stadt Jever nicht derart leichtfertig mit dem noch bestehenden Ring der ehemaligen Wallanlage, der zudem ein eingetragenes Gartendenkmal darstellt, umgehen sollte. Andere Städte, die ihr altes Gepräge durch Kriegseinwirkungen oder zu eifrige Baumeister verloren haben, beneiden uns um derartige Anlagen. Der Altertums- und Heimatverein hat in seiner Presseerklärung angemerkt, dass die meisten Touristen wegen dieser historisch erhaltenen Prägung nach Jever kommen. Es ist geradezu grotesk, wenn wir diese Attraktivität durch den Bau einer Tourist-Information zerstören.
Die CDU-Fraktion ist immer noch gerne bereit, an Alternativen mitzuwirken und Ideen für ein Konzept zu entwickeln.
Lassen Sie mich noch eine persönliche Anmerkung hinzufügen: Ich finde es sehr befremdlich, wie im Rahmen dieser Diskussion mit dem Altertums- und Heimatverein umgegangen wird. Wir alle haben im vergangenen Jahr das 125-jährige Bestehen dieses Vereins gefeiert, der in Jever angesehen ist und viel leistet. Mir gefällt es überhaupt nicht, wenn jetzt im Kontext des Johann-Ahlers-Hauses diese Äußerungen übergangen werden und durch buchhalterische Mitteilungen, wie die bisherige Fläche bebaut, gepflastert oder begrünt ist, die Verfasser der Pressemitteilung in ihrem inhaltlichen Anliegen vollkommen ignoriert – und ich könnte fast sagen: als „Trottel“ dargestellt – werden. Der Vorsitzende des Vereins sagte mir erst gestern noch, er wolle überhaupt gehört und verstanden werden. Ein Gesprächsangebot wäre somit eine viel angemessenere Reaktion gewesen, die einerseits Größe und andererseits die Bereitschaft zur inhaltlichen Diskussion gezeigt hätte.
Diese Diskussion um Kosten, Sinn und Zweck ist offensichtlich aber auch gar nicht erwünscht, wie ich jetzt lerne.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.