Zum Tourismuskonzept
Herr Vorsitzender, Herr Bürgermeister, meine sehr geehrten Damen und Herren, meine Fraktion akzeptiert es, wenn andere Ratsmitglieder oder Fraktionen noch für sich Informations- und Gesprächsbedarf haben. Ich möchte aber für die jeversche CDU betonen, dass wir dem Beschlussvorschlag der Verwaltung zum Tourismuskonzept heute gerne zugestimmt hätten. Er sah vor, das im Kulturausschuss präsentierte Konzept als „Grundlage und Leitlinie“ zu beschließen und die Verwaltung zu beauftragen, „die zur Umsetzung geeigneten Schritte durchzuführen und die erforderlichen Beschlüsse ... zu veranlassen“. Genau wie beispielsweise beim Verkehrskonzept oder bei der Spielleitplanung hätte die Verwaltung die einzelnen Teilschritte inhaltlich vorbereitet und uns, den gewählten Vertreterinnen und Vertretern unserer Stadt, zur Diskussion, zur Bearbeitung und zum Beschluss vorgelegt. Wir als Stadtrat haben externe Experten beauftragt, einen touristischen Blick auf unsere Stadt zu werfen. Oftmals ist es so, dass ein Außenstehender ganz plötzlich auf Punkte aufmerksam wird, die eine lange und persönlich involvierte Person nicht mehr erkennt. Deshalb findet meine Fraktion es geradezu fatal, wenn einzelne Fraktionen oder Gruppierungen in der Stadt denken, dass sie – plakativ gesagt – alles besser wissen und die externen Fachleute keine Ahnung haben.
Ein Beispiel: Bereits am 30. Januar 2014, das ist immerhin genau fünf Jahre her, habe ich für meine Fraktion hier in der Ratssitzung u. a. folgende Äußerungen gemacht: „Die jeversche CDU begrüßt, dass jetzt ein Umdenken beim Thema Johann-Ahlers-Haus einsetzt. Allerdings ist der Prozess des Umdenkens noch nicht weitreichend genug. Dringend fordern wir zum Beispiel die Prüfung von alternativen Lösungen. Der CDU-Fraktion ist es ... wichtig, zunächst ein konkretes und den neuen Entwicklungen“ – damals ging es um die Auflösung der Marketing-GmbH – „angemessenes Raumkonzept zu bekommen ... Deshalb fordern wir dazu auf, jetzt nicht mehr am Ende der Planungen, nämlich mit einem Neubau, zu beginnen.“ Und zuvor, am 27. September 2012 – so lange beschäftigt uns die Frage des Tourismuskonzepts nämlich schon – sagte ich hier im Stadtrat: „Uns liegen bisher nur Flächenbedarfe vor, die die betroffenen Personen und Nutzergruppen – ich nenne es mal – ‚gewünscht‘ haben. Ein echtes Konzept ist für uns noch nicht erkennbar.“ Es darf sich also heute niemand wundern, dass beispielsweise der Raumbedarf der Tourist-Info jetzt von externen Experten kritisch bewertet wurde, wenn das betreffende Gebäude nachweislich ohne ein fachlich bedeutsames Raumkonzept geplant wurde, sondern vielmehr von finanziellen und somit baulichen Streichungen diktiert wurde, nachdem sich die Ratsmehrheit für einen Bauentwurf entschieden hatte. Aber in Jever ist auch das anders: Erst kommt der Neubau, dann das zugehörige Konzept, das dann komischerweise nicht mehr zum Gebäude passen will. Die Frage, die jedes Ratsmitglied nun für sich entscheiden muss, ist, ob man bei der eigenen Wahrheit bleibt, oder ob man sich nach Jahren nicht vielleicht doch einer Alternative zugänglich zeigt. Im Übrigen: Zum Wohle unserer Stadt! Selbstverständlich möchte auch meine Fraktion über verschiedene Punkte aus dem Tourismuskonzept sprechen, weil wir auch aus finanzieller Sicht beurteilen müssen, was überhaupt und vor allem wann umsetzbar ist. Aber wir wollen auf keinen Fall das gesamte Verfahren ausbremsen. Das möchte ich an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich betonen. Dadurch, dass der Punkt heute von der Tagesordnung verschwinden wird, ist die touristische Saison 2019 in Bezug auf neue Impulse aus dem Konzept bereits am heutigen Tag vorbei, und wir alle sollten dann später auch nicht darüber klagen, dass alles weiterläuft wie bisher! Und, meine Damen und Herren, wir alle sollten auch an die eigene Ernsthaftigkeit denken. Wir haben – wie gesagt – die Experten um ihre Stellungnahme und ihre Ratschläge gebeten. Es haben als Grundlage diverse Gesprächskreise, beispielsweise die Schlossgespräche und besonders auch die Workshops im Leitbildprozess, stattgefunden. Der ein oder andere Ratsvertreter macht sich jetzt unseres Erachtens unglaubwürdig, wenn er oder sie jetzt nicht auf der Basis dieses Ergebnisses weiterarbeiten will, sondern weitere oder sogar ganz andere Aspekte und Personen einbeziehen will, und denkt, die besseren, preiswerten Konzepte zu kennen. So zerredet man nämlich eine positive Entwicklung. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.