CDU Stadtverband Jever

Osterfeuer gehören zu Ostern - es gibt derzeit andere Probleme

Redebeitrag aus der gestrigen Ratssitzung

Herr Vorsitzender,
Herr Bürgermeister,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
nein, wir wollen die Sitzung nicht unterbrechen, um in einem eingeschobenen Verwaltungsausschuss den Tagesordnungspunkt vorbereiten zu können.
Eine bekannte Kampagne der EKD läuft seit einigen Jahren im Herbst unter dem Motto „Advent ist im Dezember“. Warum soll der Verkauf von Lebkuchen und Spekulatius bereits im August beginnen? Dazu frei formuliert möchte ich sagen: Osterfeuer ist am Abend vor Ostern, und Ostern ist im Frühling. Osterfeuer oder „Brauchtumsfeuer“, wie sie das Verwaltungsdeutsch seit einigen Jahren nennt, gehören nicht in den Herbst, wenn der Sommer zu Ende ist, sich Mensch und Natur an den Jahreslauf erinnern und der Winter vor der Tür steht. Selbigen soll das Osterfeuer nach alter Vorstellung schließlich vertreiben und nicht begrüßen. Für die SWG ist dieser Antrag aber vielleicht auch der erste Ansatz, antizyklisch zu agieren, wie vorhin zum Nachtragshaushalt vom Kollegen Udo Albers ausgeführt wurde. Osterfeuer, wenn Ostern nicht im Kalender steht. Liebe SWG: Ist euer Kalender kaputt?

Fraktionsvorsitzender Dr. Matthias Bollmeyer. Fraktionsvorsitzender Dr. Matthias Bollmeyer.

Und nicht nur die Osterfeuer sind dieses Jahr ausgefallen: Der Bund, die Länder und die Kommunen bemühen sich seit Monaten um ein Krisenmanagement in vielfacher Hinsicht, wie es die Corona-Krise erforderlich macht. Wirtschaftsunternehmen und ihre Mitarbeiter müssen herbe Einbußen bis hin zur Schließung hinnehmen. Das Tourismusgewerbe ist eingebrochen. Fast nagelneue Flugzeuge und Hochseeschiffe werden auf ihre Verschrottung vorbereitet. Manche anderen wirtschaftlichen Konsequenzen dieser Krise werden wir auch erst zeitversetzt bemerken können. Schausteller geraten von abgesagten sommerlichen Stadtfesten demnächst auf abgesagte Weihnachtsmärkte. Und im Antrag heißt es dazu: „Das nachträgliche Abbrennen der Osterfeuer als Herbstfeuer dürfte ein kleiner Ausgleich für die vielen Einschränkungen darstellen.“ Liebe SWG: Haben wir in dieser Zeit denn keine anderen Probleme?
„Aufgrund des zurückliegenden Lernprozesses im Umgang mit den Corona-Regelungen“ wissen „etwaige Veranstalter wie auch Besucher“ sich „verantwortungsvoll“ zu verhalten, heißt es im Antrag weiter. Der Blick beispielsweise nach Berlin und in einige andere – auch ländliche – Gegenden unseres Landes lässt meine Fraktion am Wahrheitsgehalt dieser Aussage gewaltig zweifeln. Solange die Öffentlichkeit noch über die Hygieneregeln diskutiert und solange die Infektionsstatistik gerade auch im Landkreis Friesland zahlenmäßig ansteigt, hat der ein oder andere über Monate nämlich nichts dazugelernt.
Liebe SWG: Sind die abgelagerten alten Haufen überhaupt noch nutzbar? Wer garantiert, dass sie nach Monaten in der Natur zum Schutz der Tierwelt wirklich konsequent umgeschichtet werden? Und wie ist das überhaupt mit dem Feinstaub zu dieser Jahreszeit?
Dies alles sind Fragen und Feststellungen genug, weshalb sich die CDU-Fraktion mit dieser Thematik nicht beschäftigen will.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.