Neue Tourismusstruktur abwarten
Jever - Da macht die Stadtverwaltung vor dem Hintergrund der noch völlig unklaren Gestaltung der künftigen Marketing- und Tourismusstruktur den einzig sinnvollen Vorschlag, die Mittel für den Ahlershaus-Neubau zwar im Haushalt einzustellen, aber zuerst die Entscheidungen zur Neustrukturierung abzuwarten. Da wird dann von Ratsmitgliedern absurderweise entgegengehalten, es sei nicht sinnvoll, die künftigen Nutzer „über das Konzept des Gebäudes bestimmen zu lassen“. Ja, wer denn sonst außer dem Nutzer! Wer ein Haus baut, gestaltet es doch wohl auch nach seinem Bedarf. Und wenn wie in diesem Fall zeitnah die Marketing- und Tourismusstruktur neu strukturiert wird, ist es ja wohl extrem zweckmäßig, den künftigen Bedarf an Raum und Ausstattung an die Neustruktur zu adaptieren und abzuwarten, bis diese feststeht. Ein anderes Ratsmitglied fordert Ausschreibungsergebnisse ein. Da war doch mal was, fragt sich nun der regelmäßige Zeitungsleser und Steuerzahler. Richtig, die Ausschreibung war schon. Sie hat ergeben, dass der Neubau des Johann-Ahlers-Hauses mit dem vom Rat als notwendig erachteten Umfang viel zu teuer wird!
Mit einmal sind plötzlich zuvor als notwendig befundene Räume doch nicht wichtig, befinden sich im Keller und können in Gänze entfallen. Hier ist doch ein eklatanter Widerspruch und der steuerpflichtige Beobachter fragt sich warum diese Räume überhaupt vorgesehen waren. Unter Baufachleuten ist damit aus einem bedarfsorientierten „design-to-requirement“- ein an einer Fixkostenvorgabe orientierter „design-to-budget“ Neubau geworden. Da sollte man den Steuerzahlern und Bürgern nichts vormachen. Zudem ist ein Haushaltsdefizit 2014 von über 1,1 Mio. € geplant. Ein Grund mehr, endlich den Rotstift anzusetzen und die zu hohe Neuverschuldung der Stadt zu begrenzen. Denn trotz möglicherweise verfügbarer Fördermittel ist selbst im „design-to-budget“ Neubau ein erheblicher Anteil Neuverschuldung vorgesehen! Aber selbst wenn man das viele gute Geld für einen fixkostengebundenen Neubau des Ahlershauses ausgeben will, so kann man doch erst nach Festlegung der Marketing- und Tourismusstruktur neu aufplanen und ausschreiben. Die Lage hat sich durch Auflösung der bisherigen Marketing- und Tourismusstruktur doch grundlegend verändert, da kann doch nicht auf jahrealte Ratsbeschlüsse verwiesen werden. Vielleicht werden Büros an ganz anderer Stelle oder in anderer Anzahl benötigt. Die Verantwortlichen im Rat können sinnvoll erst nach Vorliegen der neuen Tourismuskonzeption den Bedarf analysieren und dann entscheiden. Sonst setzt man sich leichtfertig dem Vorwurf aus, hier soll einfach nur gebaut werden, um den Rechtfertigungsdruck veralteter Entscheidungen in Beton zu verfestigen. Das wäre wohl kaum ein verantwortungsvoller Umgang mit den Steuergeldern der jeverschen Bürger. Vor dem Hintergrund zunehmender Geschäftsleerstände mit sofort verfügbaren Büro- und Kundenräumen in Toplagen in der Stadt kann zudem auf den gesamten Neubau sofort verzichtet werden. Übrigens gibt es auch Städtebau-Fördermittel für Renovierung und Sanierung bestehender Bauten in unserer schönen Altstadt. Oliver Stelter, Jever